Freitag, 21. Juli 2017

Rezension zu "Das Porzellanmädchen" von Max Bentow

Quelle: randomhouse.de
Sterne: 5/5
Seiten: 382
Verlag: Goldmann
Preis:    15,00€
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Inhalt:
Luna Moor ist eine gefeierte junge Autorin auf dem Gipfel ihres Erfolgs. Keine schreibt so packend und mitreißend wie sie über die Abgründe der menschlichen Seele, und ihre Bücher gehen unter die Haut. Niemand ahnt, dass Luna selbst als junges Mädchen in die Hände eines Wahnsinnigen fiel und ihm nur knapp entkam. Seither quält sie die Erinnerung an den Täter, und eines Tages fasst sie den kühnen Entschluss, an den Ort ihres Martyriums zurückzukehren. Sie will eintauchen in die bedrohliche Atmosphäre des einsam gelegenen Hauses, in dem sie einst gefangen war, und versuchen zu verstehen, was damals geschah. Gemeinsam mit Leon, dem Sohn einer Freundin, richtet sie sich ein in dem verlassenen Haus im Wald. Sehr schnell muss sie jedoch erkennen, dass sie in einen Albtraum geraten ist, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint. Aber ist Luna wirklich das unschuldige Opfer, das sie vorgibt zu sein?

Meine Meinung:
Vor circa zwei Jahren hat mich das Max Bentow Fieber gepackt, und seither nicht losgelassen. Somit war natürlich, als ich sah, dass ein neues Buch rauskommt, klar, dass ich es lesen muss!
Meine Ansprüche waren hoch, keine Frage. Mittlerweile gehört Bentow zu meinen Lieblingsautoren, und mit jedem nahezu perfekten Buch, das rauskommt, steigen die Erwartungen.
Doch dieser Einzelband ohne den sonst ermittelnden Nils Trojan war nicht nahezu perfekt. Er war perfekt. Ich habe wirklich nach einem Kritikpunkt gesucht, aber außer, dass dieser Psychothriller Horrorelement enthält, ist mir nichts eingefallen, und das habe ich nicht annähernd als Mangel angesehen. Ich bin nun wirklich kein Horrorfan, aber in diesem Buch wurden sie so nahtlos eingearbeitet, sodass sie mich nicht im Geringsten gestört haben. Das hat hier nichts mit Übernatürlichem oder Ähnlichem zu tun, sondern ist eher eine Art offene Frage danach, wie es um die mentale Gesundheit der Charaktere beschert ist. 
Auf den ersten Seiten wird man sofort ins kalte Wasser der Handlung geschmissen, als von der Entführung und dem Missbrauch eines 16-jährigen Mädchens erzählt wird. Nach ihrem Beinahe-Tod wird man knapp über 10 Jahre weiter in der Zeit geschmissen, aber eine Verschnaufpause gibt es auch hier nicht. Entspannen kann man sich nach Beenden des Buches, geschweige denn, man kann sich noch entspannen... Ich habe meine Puppe unmittelbar nach Ende der Geschichte schon etwas schräg angeschaut, sehr aufmerksam, um sicherzugehen, dass sie nicht doch blinzelt oder zwinkert...
Ein Ereignis folgt hier auf das nächste, und man entdeckt immer mehr über die Charaktere, insbesondere Luna Moor.  Sehr gelungen finde ich hier das eingebaute Buch. Das heißt, im Buch "Das Porzellanmädchen" sind Ausschnitte aus "Die Puppe" von Luna Moor, der Protagonistin des ersteren, eingebaut. Diese werden so nahtlos eingefügt, dass es weder holprig erscheint, wie es meiner Meinung nach oft der Fall ist, noch Doppelungen gibt.
Die Charaktere, vor allem Luna, sind ein bisschen eigen. Man lernt sie als die schüchterne, in sich gekehrte und dadurch auch ein wenig unhöfliche 29-Jährige kennen, doch im Laufe des Buches entwickelt sie sich im positiven Sinne. Im Gegensatz zu anderen Lesern finde ich das alles andere als unrealistisch; ich denke, das kommt einfach durch die Verarbeitung ihres Kinderheitstraumas, das sie vorher so stark geprägt hat. Wen ich nicht leiden konnte war Anna, Lunas Freundin. SPOILER Erst zwingt sie Luna ihren Sohn auf, welche sie mehrfach warnt, dass es ihm nicht gut tun könnte, und am Ende ist sie sauer auf sie, weil es ihm tatsächlich nicht gut tat?! Hätte sie Luna von Anfang an nicht so bedrängt, wäre Leon nie in die ganze  Sache hinein gezogen worden. Und ihr Kind steht bei ihr auch eindeutig nicht im Vordergrund. SPOILER ENDE 
Der Schreibstil ist, wie von Bentow gewöhnt, einfach zu lesen, allerdings sind die Worte sorgsam gewählt, so dass sie auch eine langweilige Handlung spannend gestalten würden.
Fazit: Ich hatte von Bentow nicht weniger erwartet, aber dieses Buch war der absolute Hammer. Von der Handlung über die Gestaltung bis zu den tiefgründigen Charakteren, in diesem Psychothriller mangelt es an nichts. Max Bentow übertrifft sich jedes Mal auf's Neue!

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